05.03.2016

Brief an die Mädel von Valby-Hill

Ich kann es kaum glauben, daß du schon weg bist. Du warst immer da. Als ich ein kleines Kind war, warst du nicht nur Vorbild sondern ja auch mein Ratgeberin. Vielleicht ich kann meine Seele heilen, wenn ich was schreibe:

Es lag an mir aber wir haben die letzte Monat nicht viel gesprochen, telefoniert. Doch als ich zurück von meine Reise kam, habe ich dir davon erzählt. Und das war alles.

Du hattest großes Mut. Als du nach Mexiko kamst, konntest du kein wort Spanisch sprechen. Den Mut die mir bis heute fehlt, hattest du immer. Und du hast bis deine letzten Tage mir immer gesagt, daß du Stolz auf mich warst. Ich hoffe daß ich in den Zukunft nicht enttäuschen werde. Etwas schlechteres kann ich mich nicht vorstellen.

Es tut mir so weh, daß ich nicht mehr mit dir reden kann. Jedes mal, daß ich verzweifle, hattest du mir nur einfach gesagt daß ich für "große, gute Sachen" geeignet war. Ich habe es nur geglaubt, weil du es ausgesprochen hast. Es wird mir sehr viel fehlen, daß du es sagst, weil ich kann diesselbe Wörter wiederholen aber die klingen leer und machtlos.

Ehemalige Christensen Familienhaus in Valby
Du lasest alles. Jede Woche hast du ein verschiedenes Buch gelesen. Daß ich kaum deine Empfehlungen für Romane folgen konnte, tut mir auch weh. Du bautest dir einen Fenster zu dem Rest der Welt. Und du hast ja auch es selber erlebt. Ich hoffe, daß ich eines Tages schaffen kann, in einer fremder Land zu gehen und alles schaffen, die du geschafft hast. Kaum 40 dollars, keine Sprachkenntnisse und trotzdem hast du immer gekämpft, dir an Disziplin festgehalten und Ordentlich gelebt.  Obwohl das Land in dem du eingewandert bist war chaotisch, unordentlich und gewalttätig, du bleibest kritisch und hast du viele deine Überzeugungen niemals geändert. Ein bisschen davon habe ich gekriegt und ich halte an es fest. Ich hoffe ich kann an es festhalten, immer alles so sehen, als ob ich hier zulande nicht geboren ist. Als Beobachter, von Ferne. Immer von Ferne. 

Daß ich diesen Brief auf Deutsch schreiben kann ist kein Zufall. Dänisch hast du zu deinem Kinder zu lehren versucht, erfolglos. Aber wenn du bemerkt hast, daß ich Bock und Talent für Sprachen hatte, öffnetest du mir die Tür in eine andere Welt. So hast du mich von meine Unzulänglichkeit gerettet. Bis heute, wenn ich auf eine besseres Leben in der Ferne träume, habe ich die Gelegenheit, es zu verwirklichen zu versuchen. 

Ich muß nur dein Mut haben. Schick mir dein Mut, obwohl du weg bist. Schick mir deine eisernes Disziplin, weil ich Faul bin. Schick mir alles daß du hattest, daß es dir erfolgreich gemacht hat, obwohl du in dasselbe Land wohntest, daß ich nicht verstehen kann, weil es alles hier so schrecklich, hässlich, schiwerig, gewalttätig ist. Ich kann es bis heute nicht schaffen. Und du bist schon weg! Ich kann dir leider nicht die Frage stellen, wie du es geschafft hast. Ich hoffe nur daß wenn du immernoch gelebt hättest, du könntest ruhig und leise sagen: "Ja Ruy, du schaffst das. Hier oder in der Ferne, du wirst es schaffen. Wie ich."